Geleitwort
des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München
Christian Ude
zum MIR-Buch "Russische Spuren in Bayern"

Wenn die Geschichte russischer Einwanderer vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart geschrieben wird, dann hat Münchens Stadtgeschichte dafür einen ganz besonders reichhaltigen Fundus zu bieten. Denn München war ein Zentrum der russischen Immigration.

An die Vielzahl russischer Künstler denkt man da vielleicht zuerst, an Maler wie Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Marianne von Werefkin, Igor Grabar und Dimitri Kardowsky. 100 Jahre genau ist es her, daß sie nach München kamen, nach Schwabing, um genau zu sein, wo sie ein neues Kapitel der Kunstgeschichte aufschlugen.

Auch an Intellektuelle mag man denken, an Autoren und Dichter wie Fjodor Tjutschew, der im 19. Jahrhundert als Mitarbeiter der Kaiserlich Russischen Gesandtschaft nach München kam und hier seinen größten Essay über "Rußland und Deutschland" schrieb.

Aber auch an Revolutionäre ist hier zu erinnern, allen voran Wladimir Iljitsch Uljanow, alias Lenin, der sich zu Beginn dieses Jahrhunderts zusammen mit seiner Frau Nadeshda Krupskaja sowie einigen weiteren Redaktionsmitgliedern der Zeitung "Iskra" in München niederließ, ebenfalls im Stadtteil Schwabing.

Im übrigen hat die Geschichte der Russen in München nicht nur mit ferner Historie zu tun. Auch heute leben und arbeiten russische Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt, Zuwanderer aus der ehemaligen UdSSR und ihren Nachfolgestaaten. Der prominenteste von ihnen, Timofei Prochorow, als "Väterchen Timofei" bereits zu Lebzeiten eine russische Legende in München, dürfte wohl auch der älteste sein. Er feierte heuer seinen 103. Geburtstag. Eine der beliebtesten, die "Schwabinger Muse" Nina von Kikodze, ist leider im vergangenen Jahr gestorben. Viele, die sie gekannt und geschätzt haben, werden sie schmerzlich vermissen. Doch die Erinnerung an sie wird lebendig bleiben - auch und gerade im von ihr mitbegründeten "Zentrum russischer Kultur in München - MIR e.V.".

Seit nunmehr sechs Jahren hat man es sich dort zur Aufgabe gemacht, die Menschen unserer Stadt und in unserem Land bekannt und vertraut zu machen mit russischer Kultur. Das Buch über russische Einwanderer in München und Bayern ist dafür sicher eines der gelungensten Beispiele. Die Anerkennung und Zustimmung, die das Engagement des Vereins von seiten der Landeshauptstadt München findet, sei auch bei dieser Gelegenheit noch einmal ausdrücklich bekräftigt: Die Arbeit von "MIR" bedeutet eine wertvolle Bereicherung des Münchner Kulturangebots. Sie entspricht dem Selbstverständnis Münchens als Stadt multikultureller Vielfalt und sie fördert dieses Selbstverständnis. Sie stärkt den Rang und Ruf unserer Stadt als Ort der Weltoffenheit, der internationalen Begegnung und der Toleranz. Und sie dient einem Ziel, das gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, dem Ziel der Völkerverständigung.

Gerne wünsche ich deshalb der Arbeit von "MIR" im allgemeinen und diesem Buch im besondern eine lebhafte und positive Resonanz.

gez. C. Ude
 
 


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