Grußwort
des Bayerischen Ministerpräsidenten
Dr. Edmund Stoiber

Fünf Jahre MIR
Zentrum russischer Kultur in München
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Herzlich grüße ich die Freunde und Mitglieder von MIR.
Seit fünf Jahren widmen sie sich der Pflege russischer und ukrainischer Kultur in München. Mit unermüdlichem Engagement und ansteckendem Enthusiasmus haben sie manche alte Zuneigung zu unserem großen Nachbarn im Osten gepflegt und viele neue Sympathien geweckt.  Aufbauen konnten sie dabei nicht nur auf ein reges Interesse für die politische Entwicklung des neuen Rußland und den anderen Nachfolgestaaten der UdSSR, sondern auch auf eine ebenso alte wie tiefe Verbundenheit zwischen Russen und Deutschen. Sie war von der katastrophalen Entwicklung zwischen unseren Ländern seit dem Ersten Weltkrieg überdeckt, aber niemals völlig aufgehoben worden.

Gerade die wunderbare und einzigartige Welt der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts hatte immer wieder deutsch-russische Begegnungen thematisiert - selbst in den ironischen Seitenblicken auf uns Deutsche schwingt oft noch so etwas wie eine ost-westliche Wahlverwandtschaft mit.

Die Russen in Bayern - das ist ein Thema, das sich glücklicherweise auf den zivilen Bereich beschränkt. Viele russische Künstler und Intellektuelle fühlten sich bei uns wohl: Einige von ihnen, wie Kandinskji, verbrachten einen großen Teil ihres Lebens bei uns, nur Wladimir Uljanow kehrte bald in seine Heimat zurück - leider, wie die Russen heute wohl sagen würden.

Rußland, die Ukraine, die übrigen Nachfolgestaaten der UdSSR und Deutschland verbindet heute vor allem das gemeinsame Interesse an der friedlichen Entwicklung in Europa. Zwar gibt es im Politischen nach wie vor manch Trennendes, aber nachdem die ideologisch begründete alte Konfrontation überwunden ist, kann man viele der offenen Fragen gewiß einvernehmlich lösen. Deutschland will weder belehren noch belehrt werden, sondern einfach ein guter Partner sein. Freilich erwarten wir, daß unsere Bereitschaft zur Hilfe auf eine Bereitschaft des Verständnisses für unser Anliegen trifft.

MIR wünsche ich eine fruchtbare Entwicklung - damit aus unseren russischen Nachbarn russische Freunde werden und damit es uns, wenn das Gespräch auf russische Kultur kommt, besser geht als dem guten Doktor Herzenstube aus den Brüdern Karamassow, der so ziemlich jede seiner zahlreichen Äußerungen mit dem durchaus berechtigten Satz beginnt: Ich verstehe nicht!

gez.  Ihr
        Edmund Stoiber
 
 


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